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   Analytische Interpretation von Erzähltexten (ZA-Typ II A)


1. Analytische Untersuchung

Vorbereitung


1.1 Einleitung
* Autor, Titel
* literaturgeschichtliche bzw. zeitliche u. räumliche Einordnung
* Textsorte bzw. Genre/Untergattung (Roman, Novelle, Kurzerzählung, Märchen etc.)
* Verstehenshypothese(n) über Wirkungsabsichten und mögliche Lesarten

1.2 Kurzerfassung charakteristischer Merkmale von Erzählinhalt und Erzählform:
* 'Was' und 'wie' der erzählten Handlung/des Geschehens bzw. der fiktiven Ereignisfolge und/oder der Figurenreden
*Art der Vermittlung durch erzählerische Instanz (Erzählweise), eventuell erzählte Zeit und Erzählzeit berücksichtigen
*Einordnung des Textausschnittes in den Zusammenhang des Gesamttextes

1.3 Systematische 'Zergliederung’ (Analyse) der Struktur (Elemente und ihre Zusammenhänge) (Ergiebigkeit der folgenden Aspekte beachten!)
* Erzählstrategie (nach J. Petersen; TTS, S. 143 ff. bzw. S. 160 ff.): Erzählverhalten (auktorial, personal, neutral), Erzählform (Er/Sie, Ich, Du), Erzählstandort (Distanz, Nähe), Erzählperspektive/Sichtweise des Erzählers (Innen-, Außen-, Perspektivwechsel), Erzählhaltung (affirmativ, neutral, skeptisch, distanziert)
*Handlungsstruktur bzw. Aufbau der Ereignisse, Geschehen und Geschichte
*Figurendarstellung/gestaltung: -repertoire, -charakterisierung und -konstellation
*Zeitgestaltung: Verhältnis von Erzählzeit und erzählter Zeit (Zeitraffung, Zeitdeckung, Zeitdehnung)
*Raumdarstellung und Atmosphäre
*Darbietungs- bzw. Redeformen: Erzählbericht, Erzählerkommentare, szenisch-unmittelbare Rede (direkte, innerer Monolog), erzählerisch-distanzierte Rede (Redebericht) und transponierte Rede (indirekte, erlebte Rede)
*Sprachliche Besonderheiten und ihre Funktionen: Syntax, Wortwahl, Stilschichten, Soziolekte, Dialekte, rhetorische Mittel (Tropen und Figuren)

1.4 Selbstständiges Interpretieren (Deuten/Erklären) der Intention bzw. Wirkung der Erzählung: Elemente von Inhalt und Form in ihren Beziehungen und Zusammenhängen zeigen
* Inhalte, Formen, Motive, Probleme etc. in den literaturhistorischen Kontext stellen, d.h: textüberschreitende Kenntnisse zu Geschichte, Gesellschaft, Kultur etc. müssen vorhanden sein und einbezogen werden!
*eine nachvollziehbare, sachlich-begründete Deutung des Sinns bzw. der beabsichtigten Wirkung (Adressaten) auf Grundlage der Analyseergebnisse und ihres kommunikativen, literaturgeschichtlichen und kulturellen Kontextes formulieren

2. Vergleichen, Erörtern oder Stellung nehmen
Genaue Aufgabenstellung beachten (Operatoren), sehr oft werden Vergleiche mit anderen Erzähltexten, die Erklärung der Epochenspezifik bzw. des Zeithintergrunds, manchmal auch Erörterungen bzw. Stellungnahmen verlangt:
Berücksichtigt werden müssen die Spannung zwischen Fiktion und Wirklichkeit und zwischen historischer und aktueller Wirklichkeit
· event. sachliche Beurteilung der weltanschaulich-ideologischen, ästhetischen Grundlagen/Entscheidungen bzw. der Qualitäten und Funktionen des Textes im jeweiligen hist. Kontext
· zusammenfassende Gesamteinschätzung, evt. kritische Wertung (Maßstäbe und Normen dafür offen legen) von Funktion und Wirkung des Textes; Berücksichtigung des Spannungsfeldes zwischen historischen und aktuellen Kommunikationssystem (Autor, Text, Kontext, Leser) bzw. unterschiedlichen Verstehens von früher und heute

© Andreas Herzog Theodor-Heuss Gymnasium Essen-Kettwig